Lebenswege

18. Februar 2019 | Holger Niemann


Sonntag,  9.10.2019           Lebenswege

Ingo Fischer liest im Roten Pavillon

Der Jahresauftakt 2019 !

Zum Beginn des Kulturjahres 2019 gab es eine Lesung mit Ingo Fischer. Ingo Fischer ist ausgebildeter Kranken-und Altenpfleger und hat sich zum Sterbebegleiter fortgebildet.

Über seine Erfahrungen in der Begleitung von Menschen in ihren vermutlich schwersten Stunden hat Ingo Fischer ein Buch geschrieben und im Pavillon vorgestellt. „Lebenswege“ heißt sein Buch, weil es eben nicht seinen, Ingo Fischers, Lebensweg aufzeichnet, sondern vor allem die Schnittmengen, die sich ergeben, wenn sich der eigene Weg mit den Lebenswegen Anderer kreuzt, mit denen man dann ein Stück gemeinsam geht.

Begonnen hat dieser Weg im Rahmen seiner Ausbildung als Krankenpfleger. Im Krankenhaus können nicht alle Leiden geheilt werden. Es bleibt also auch im Rahm der der Ausbildung nicht aus, dass man auch sterbenden Menschen begegnet. Traumatisch und prägend war für Ingo Fischer jedoch ein Fall, bei dem er mitbekam, dass ein Patient unbemerkt verstarb und es auch im, nachhinein noch  dauerte, bis Angehörige informiert und auch die Verlegung in die dafür vorge-sehene Kühlung erfolgt war. Einerseits weil Zeit natürlich knapp ist, vor allem aber, weil sich Keiner zuständig fühlte und darum kümmerte.

Diese Erfahrung wollte Ingo Fischer nie wieder machen. Aus diesem Grund erfolgte der Wechsel in den Beruf des Altenpflegers und die spätere Fortbildung als Sterbebegleiter. Obgleich man ihm zu Beginn seiner Ausbildung die Befähigung und Eignung dafür ab-sprach, hat er sich nicht beirren lassen und kann in diesem Jahr bereits sein 20jähriges Berufsjubiläum begehen.

Im Rahmen seiner Lesung schildert Ingo Fischer seine erste Sterbebegleitung einer Patientin im hohen Alter, aber auch folgende Begleitungen im Beruf, wie auch im Umfeld der eigenen Familie. Egal, wen man letztendlich begleitet, es ist immer behutsames Vorgehen gefragt. Nicht jeder möchte überhaupt begleitet werden. Es gibt schließlich auch Menschen, die in ihrer letzten Stunde alleine sein wollen. Insofern gilt es zu erkennen, wer begleitet werden möchte und auch durch wen, denn nicht Jeder kann mit Jedem. Gerade in derart intimen Momenten muss Sympathie von beiden Seiten gegeben sein.

Weil nicht jeder Patient zum Ende noch voll ansprechbar ist, gilt es anhand kleiner Gesten, eines Händedrucks oder einfach an der Art des Festhaltens zu ermitteln, ob die Begleitung erwünscht ist. Auch sollten Angehörige die Chance haben, mitzuwirken, oder möglicherweise auch gerade nicht, da es für alle Seiten eine äußerst belastende Situation sein kann. Gerade für Angehörige ist eine Hilfestellung von Außen, also durch einen Pflegedienst oder eine Verlegung in ein Hospiz, eine enorme Entlastung, einfach einmal abschalten und selbst zur inneren Ruhe kommen zu können. Insofern lobte Ingo Fischer ausdrücklich das segensreiche Wirken der Hospize in Deutschland.

Es hatte sich erwartungsgemäß nur eine kleine Zahl von Zuhörern in den Roten Pavillon aufgemacht, die dann aber im kleinen Kreis eine sehr intensive Lesung nebst persönlichem Austausch mit und innerhalb des Publikums erleben durften. So konnte unter anderem auch der Hinweis gegeben werden, dass das benachbarte Johannes-Hospiz immer dankbar für ehren-amtliche Helfer ist, die dann von einfachen Hilfestellungen im Haus oder Garten des Hospizes bis zur Begleitung der Patienten, nach eigener Neigung entscheiden können, wie sie sich einbringen.

Eine nachdenkliche, aber auch noch lange nachwirkende Jahresauftaktveranstaltung im Roten Pavillon.

Holger Niemann

 

Der Rote Pavillon        – Elmshorns kleinste Bühne –      regt zum Nachdenken an.

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