Nicht ohne meine Gitarre – Attila Vural im Roten Pavillon

18. Dezember 2019 | Holger Niemann

Sonntag, 1.12.2019    Nicht ohne meine Gitarre
Attila Vural im Roten Pavillon

Attila Vura
l ist unter Gitarristen natürlich eine feste Größe. Nach seinem tollen Auftritt 2018 konnten wir ihn für einen weiteren Auftritt zu Beginn der diesjährigen Adventszeit im Roten Pavillon gewinnen.

Attila Vural begann seinen Elmshorner Auftritt mit „Indeed a World“ und damit schon auf seiner Konzertgitarre zu zeigen, über welche bemerkenswerte Fingerfertigkeit er verfügt. Nun wäre einzuwenden, dass doch jeder Gitarrist mit flinken Fingern unterwegs sein muss. Allerdings ist es bei Attila Vural schon schwierig mit dem Auge zu verfolgen, was die Hände und besonders die Finger tun. Eingebettet in eine groovige Bassbegleitung sind verschiedene Melodien zu hören, die wiederum von anderen musikalischen Einwürfen unterbrochen werden. Zeitweise meint das Ohr 3 verschiedene Instrumente zu hören. Daher schon beim ersten Song andächtiges Staunen bis zum Schlussakkord.

Viele Gitarristen bewegen die Gitarre nach dem finalen Griff und „schütteln“ quasi noch den letzten Ton aus dem Korpus. Ganz anders bei Attila Vural: Der dreht die Gitarre und streicht dann zärtlich über deren Rückseite und entlockt ihr dabei einen Ton oder Schlussakkord, ABER: Wie macht er das ?? Ich konnte es nicht lösen und habe bis zum Ende immer wieder gestaunt.

Es folgte mit „I Feel Good“ ein James Brown-Klassiker, der bei Attila Vural aber eine neues Klanggewand erhielt. Bei „Shawn & Chocolate“ dann wird die Gitarre zum Multi-Instrument. Attila schlägt die Saiten kaum, sondern klopft Rhythmus und Melodie aus der Gitarre. Immer wieder wird der Korpus zum Bongo umfunktioniert und tatsächlich alle Seiten des Korpus klangmäßig einge-setzt. Zwischendrin ruhen die Saiten auf seinem Schoß und werden dort hin- und her bewegt. Lachen und ungläubiges Kopfschütteln im Publikum. Was so alles am Instrument klingen kann.

Weil es ja auf Weihnachten zugeht und Attila selbstverständlich auch die Wünsche des Veran-stalters berücksichtigt, wird es dann auch noch ein wenig besinnlich im Pavillon: „Stille Nacht“, ein Weihnachtsklassiker. So etwas spielt Attila Vural nur einmal im Jahr, heute ist es wieder soweit. Natürlich klingt es in seiner Version etwas weniger getragen und erhält stattdessen einen etwas bluesigen Charakter.

Nun sind die Besucher gespannt, wann das andere Instrument zum Einsatz kommt:
Die Doppelhals-Gitarre ist erst nach der Pause dran. Neben dem klassisch anmutenden Hauptgriffbrett gibt es noch einen zweiten kürzeren und schmaleren Hals, der höher gestimmt ist und klanglich an eine Mandoline erinnert. Beide werden für sich, aber auch gemeinsam gespielt.
15 Saiten, die zum Klingen und Swingen gebracht werden. Das Geheimnis der jeweils 7. Saite ist schnell geklärt: Die D-Saite ist einfach gedoppelt. Ach so.

Neben vielen eigenen Kompositionen hat Attila Vural aber auch noch einige Klassiker mitgebracht. Bei „Sound of Silence“, „Can´t help falling in love“, oder eher selten gespielt „Cinema Paradiso“ aus dem gleichnamigen Film von Ennio Morricone läuft im Kopf immer die bekannte Melodie und manchmal auch der Text mit. Fuß, Hand oder Kopf werden fast automatisch immer mit bewegt, eher mitgerissen.

Bei den Zugaben wird es noch einmal besinnlich. „Moon River“ von Henry Mancini ist von der Melodie wirklich weihnachtlich und berührt die Herzen der Zuschauer. Mit „Dock of the Bay“ von Otis Redding, welches den Nachmittag im Roten Pavillon beschließt werden aber Alle nochmal auf Temperatur gebracht.

Attila Vural lässt den Pavillon und die Zuhörer immer wieder staunen. Wie im letzten Jahr staune auch ich, dass 90 Minuten schon wieder vorbei sind großer und langanhaltender Applaus für einen ganz großartigen Musiker. Hoffentlich bis zum nächsten Mal !!

Holger Niemann

Der Rote Pavillon – Elmshorns kleinste Bühne    –       immer wieder neue Sounds !